Was ist
sicherer, Flugzeug oder Auto
Aus den bisherigen Berechnungen resultieren folgende Ergebnisse:
Kriterium
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Ergebnis
Flugzeug |
Ergebnis
Auto
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Mittlere
Reisestrecke [km]
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1000
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20
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Mittlere
Reisezeit [min]
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90
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20
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Anzahl
Tote / Reise
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1 /
5.000.000
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1 /
15.000.000
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Anzahl
Tote / Personenreisestunde
[nur aus didaktischen Gründen; ergibt beim Flugzeug nur eingeschränkt
Sinn]
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1 /
7.500.000
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1/
5.200.000
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Anzahl
Tote / Personenreisekilometer
[nur aus didaktischen Gründen; ergibt beim Flugzeug gar
keinen Sinn]
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1 /
5.000.000.000
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1 /
300.000.000
|
Interpretation
der Ergebnisse
Was bedeuten diese Zahlen?
Bezugsbasis
Reise:
Am aussagekräftigsten bei
gleichzeitig geringstem
Interpretationsspielraum ist die Anzahl Tote / Reise, denn hier liegt
keine Selektion zugrunde, sondern es ist alles inbegriffen, die
Bezugsbasis ist für beide
Verkehrsmittel sinnvoll bzw. überhaupt zulässig, und eine
Wahlmöglichkeit wird auch nicht suggeriert.
Das
Ergebnis kann man neutral z.B. so formulieren:
"Wenn die nächste
Reise eine Autofahrt ist, hat man eine höhere Überlebenschance als wenn
die nächste Reise ein Flug ist".
Weniger neutral aber immer noch
richtig wäre z.B.:
Autofahrten sind
sicherer als Flugreisen.
Zugegeben: Das entspricht genau dem Bauchgefühl der meisten Menschen.
Reiseentfernungen und -dauern
können einerseits nicht kleiner als Null
sein, andererseits (zumindest theoretisch) aber beliebig gross werden
(ein
sogenanntes nullbegrenztes Merkmal). Die Verteilung z.B. der
Reiseentfernung um den Mittelwert 20 km ist also schief: Werte von
kleiner als 20 km kommen sehr viel öfter vor als Werte von über 20 km.
Beispielsweise braucht man für eine einzige Reise von 100 km Länge ca.
9 Reisen mit nur 10 km Länge, damit sich ein Durchschnitt von 20 km
Länge ergibt.
-->
Die stark überwiegende Mehrzahl der Autofahrten ist kürzer als ihr
eigentlicher Gesamtdurchschnitt von 20 km. Die wenigen längeren
Autofahrten, die man sicherheitstechnisch gesehen besser fliegen sollte, fallen
kaum ins Gewicht.
Der Wert 1 Toter / 15.000.000
Autoreisen bezieht sich auf eine
durchschnittliche Fahrstrecke von 20 km. Bei angenommenen 60 km
Fahrstrecke erhielte man ungefähr den selben Wert wie für eine
Flugstrecke, nämlich 1 Toter / 5.000.000. Flug- bzw. Autoreisen.
Der sicherheitstechnische "Break
Even" bezogen auf die Fahrstrecke liegt also bei 60 km.
Man könnte also sagen:
"Sofern
eine Wahlmöglichkeit besteht, und die Strecke über 60 km beträgt,
sollte man sich für's Flugzeug entscheiden".
Mit plausiblen Annahmen über
realistische Flugstrecken ergibt sich:
"Sofern eine
Wahlmöglichkeit besteht, sollte man sich für's Flugzeug entscheiden".
Bezugsbasis
Reisezeit:
Der Unterschied ist mit 1/7.500.000 zu 1/5.200.000 gering. Das dadurch suggerierte Ergebnis könnte lauten:
"Während einer Autostunde hat man im Mittel ein etwas erhöhtes Risiko zu verunglücken, verglichen mit einer Flugstunde".
Das
ist kein Widerspruch zu Vorherigem, weil das Flugzeugergebnis ja nicht
von der Reisezeit abhängt und die Reisezeit als Basis daher reine
Willkür darstellt. Würde man z.B. nur 60 Minuten statt 90 Minuten
fliegen (Faktor 1,5 kürzer), dann würden die Risiken für Flugzeug und
Auto gleich ausfallen. Man würde ja nach wie vor einmal starten und
landen,
das Risiko wäre also das selbe, aber die Bezugsbasis wäre auf zwei
Drittel geschrumpft.
Bezugsbasis Entfernung:
Hier kommt das Flugzeug um ca. Faktor 17 besser weg als das
Auto (5 Milliarden zu 300 Millionen). Das dadurch suggerierte Ergebnis
würde lauten:
"Während eines Autokilometers hat man im Mittel das
17-fache Risiko zu verunglücken wie während eines Flugkilometers".
Auch das ist kein Widerspruch zu Vorherigem. Würde man
nur 60 Kilometer statt 1000 Kilometer fliegen (Faktor 17 kürzer),
dann würde das Risiko für Flugzeug und Auto gleich ausfallen. Man würde
nach wie vor einmal starten und landen, das Risiko wäre
also das selbe, aber die Bezugsbasis wäre auf ein 17tel geschrumpft.
Aus den Überlegungen folgt :
"Bis zu einer Entfernung von 60 km ist man im Auto
sicherer, darüber ist man im Flugzeug sicherer"
"Bis zu einer Reisedauer von 60 Minuten ist man im Auto
sicherer, darüber ist man im Flugzeug sicherer"
Diese Aussagen sind allerdings so gut wie wertlos, denn:
1. Strecken mit 60 km oder weniger kann man nicht fliegen,
2. Selbst für Strecken bis z.B. 150 km, die per Flugzeug sicherer
wären, gibt es praktisch keine Flüge,
3. Bei typischen Flugstrecken ist das Auto in der Regel zeitlich und
finanziell keine realistische Alternative.
Wie steht es
aber nun mit dem Satz
"Bei der Autofahrt zum Flughafen hat man ein höheres Risiko, tödlich zu
verunglücken, als beim anschliessenden Flug" ?
Nach den bisherigen Ausführungen müsste er heissen:
"Ist
die Entfernung zum Flughafen grösser als 60 km, dann hat man bei der
Autofahrt ein höheres Risiko, tödlich zu verunglücken, als beim
anschliessenden Flug"
Bei
Entfernungen von über 60 km zum Flughafen besteht meistens der grösste
Teil der Strecke aus Autobahn oder Vergleichbarem.
Die Anzahl Todesfälle pro
gefahrener Kilometer ist auf Autobahnen
wesentlich geringer als auf allen anderen Strassen. Vorsichtig
geschätzt kann man die streckenbezogene Sicherheit auf Autobahnen als
doppelt so hoch einstufen. Den 60 Strassenkilometern als kritischer
Obergrenze entsprechen also 120 Autobahnkilometer.
Mit vernünftigen Annahmen über die
Art der Strecke zum Flughafen könnte man sagen:
"Ist
die Entfernung zum Flughafen grösser als 100 km, dann hat man bei der
Autofahrt ein höheres Risiko, tödlich zu verunglücken, als beim
anschliessenden Flug"
Dieser
Satz ist sachlich
richtig, beschreibt die Umstände zutreffend, zieht keine Vergleiche und
bezieht sogar das Risiko der Autofahrt in den Flug mit ein.
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