Was ist das EPR
Paradoxon,
Quanten-Teleportation und Verschränkung in einfachen Worten
Mit
anderen
Worten: Man glaubte ein Experiment gefunden zu haben, das die
Quantenmechanik nicht erklären könne, es sei denn, man würde das
Grundprinzip der Lokalität fallen lassen, und von nun an "spukhafte
Fernwirkungen" als existent akzeptieren. Einstein, Podolski, Rosen und
sehr
viele andere Physiker hatten damit verständlicherweise grundlegende
Schwierigkeiten.
Klassische Physik: | Quantenmechanik: |
Genau eine
bestimmte Karte
ist weiss, und die andere schwarz. Man weiss zwar nicht, wo in der Urne sie sich genau befinden, aber es ist grundsätzlich determiniert, welche Karte welche Farbe hat. |
Es befinden sich
zwei Karten in
der Urne. Ferner befinden sich die Attribute "schwarz" und "weiss"
in
der Urne. Die Attribute sind nicht eindeutig den Karten zugeordnet, schwirren quasi unabhängig von den Karten in der Urne herum. |
Klassische Physik: | Quantenmechanik: |
Peter und Paul wissen zwar nicht, welche Karte sie gezogen haben, aber mit der Ziehung ist grundsätzlich und endgültig festgelegt, wer welche Karte hat. Mit anderen Worten: Jeder der beiden hat genau eine bestimmte Karte, man weiss nur nicht welche. | Peter und Paul
wissen nicht,
welche Karte sie haben, und selbst nach der Ziehung ist
grundsätzlich
unbestimmt, wer welche Karte hat. Es ist nicht das mangelnde Wissen,
sondern die
Situation ist im Grunde die Selbe wie vor der Ziehung. Die Ziehung
hat
aus Sicht der Karten sozusagen gar nicht stattgefunden. Man kann auch sagen: Jeder der beiden hat jeweils eine farblose Karte in seiner Hosentasche, und beide Farb-Attribute befinden sich gleichzeitig in beiden Hosentaschen ... oder auch nicht. |
Klassische Physik: | Quantenmechanik: |
Die Situation ist unverändert. Jeder der beiden hat eine unbekannte, jedoch bestimmte Karte. | Auch hier ist die Situation unverändert. Es ist prinzipiell unbestimmt, wer welche Karte hat. Beide Farb-Attribute befinden sich gleichzeitig in beiden Hosentaschen. |
Klassische Physik: | Quantenmechanik: |
Da er die weisse Karte in Händen hält, kann er sagen, dass er die weisse Karte bereits während der Urnenziehung gezogen hat. | In dem Moment, wo
Peter in seine
Tasche greift, entscheidet sich das
Attribut, sagen wir, "weiss" endgültig für die Karte in Peters
Hosentasche. In genau dem selben Moment, also ohne jeglichen
Zeitverzug, entscheidet sich das Attribut "schwarz" für die Karte in
Pauls Hosentasche, und das selbst ohne dass er Anstalten macht, sie
aus
seiner Tasche ziehen zu wollen. Peter kann nicht sagen, dass er bei der Urnenziehung die weisse Karte gezogen hat, denn welche Karte weiss und welche schwarz ist, haben die Attribute ja erst in dem Moment "entschieden", als Peter in seine Tasche gegriffen hat um nachzusehen. Paul weiss jetzt zwar immer noch nicht, welche Karte er hat, aber von nun an ist seine Kartenfarbe determiniert, in diesem Fall schwarz. |
Die beiden Karten stehen in der
Quantenmechanik für ein Paar aus so genannten verschränkten
Teilchen.
Verschränkung
ist ein quantenmechanisches Phänomen, mit dem uns die Natur
konfrontiert, und zu dem es keine vernünftige klassische Analogie gibt.
Verschränkte Teilchen "gehören zusammen", selbst dann,
wenn sie beliebig weit voneinander entfernt sind. Durch die
Verschränkung ist von aussen nicht ersichtlich, wie diverse
Eigenschaften auf die einzelnen Teilchen verteilt sind. Erst wenn man
bei einem der beiden Teilchen nachsieht, "entscheiden" sich die
Eigenschaften endgültig und werden auf jeweils einem bestimmten
Teilchen "sesshaft", und damit für die Aussenwelt erfassbar.
Aber im selben Moment bricht auch die Verschränkung zusammen, und dann haben die beiden Teilchen in jeder Hinsicht eine physikalische Entfernung, deren Überwindung nun wieder den uns bekannten Gesetzen unterliegt, und nicht mehr unendlich schnell stattfinden kann.
Peters
"In die Tasche greifen und Nachsehen" entspricht dem Messprozess, der
auf ein Teilchen eines verschränktes Teilchenpaars angewendet wird.
Dadurch zwingt man diejenige Eigenschaft, die man messen will, sich für
eines der beiden Teilchen zu entscheiden. Die Konsequenz daraus,
nämlich die Entscheidung der anderen
Eigenschaft für das andere, nicht notwendigerweise gemessene Teilchen,
nennt man Quantenteleportation: Teleportiert wird eine
quantenmechanische Eigenschaft in unendlich kurzer Zeit über beliebig
grosse Strecken. Stand 2014 ist man experimentell bei Strecken von
einigen 100 Metern angekommen. Bei Lichtgeschwindigkeit würde die
Überwindung von z.B. 300 Metern ca. eine Millionstel Sekunde dauern.
Für heutige entsprechend ausgestattete physikalische Labors ist das
eine sehr lange und daher einfach zu messende Zeitdauer. Bei der
Quantenteleportation sind aber bislang keine Zeiten messbar geworden.
Einsteins Spezielle
Relativitätstheorie
ist jedoch trotzdem nicht verletzt,
da
1. man mit der Quantenteleportation keine Information
übertragen kann:
Welche Eigenschaft sich wo realisiert, ist reiner Zufall,
und kann nicht
beeinflusst werden. Dies
ist kein technologisches, sondern ein physikalisches Problem, und daher
grundsätzlicher Natur.
Allerdings könnte allein die Tatsache, dass sich durch
Peters Messung Pauls Karte wie auch immer entscheidet, als
Informationsübertragung aufgefasst werden. Übertragen würde das Ereignis
von Peters Messung an sich, und sogar der Zeitpunkt der Messung. Paul
erführe sozusagen "dass", und "wann".
2. Hier hinkt die Analogie, denn was bisher mit den
Eigenschaften schwarz und weiss beschrieben wurde, sind in Wahrheit
quantenmechanische Zustände, die nicht ohne Messung in Erfahrung
gebracht werden können, und die wiederum verschiedene Messergebnisse
haben können. Nachdem Peter gemessen hat und dadurch den Zustand seiner
Karte weiss, hat sich zwar unmittelbar der Zustand von Pauls Karte
geändert, doch von der Änderung bekommt Paul nichts mit, solange er
nicht nachmisst, denn Pauls Karte ist weiterhin in einem
quantenmechanischen Zustand, dessen Messergebnis unterschiedliche
Ausgänge haben kann.
Damit Paul also von der Änderung erfährt, muss er diese
von Peter auf "normalem" Wege (mit höchstens Lichtgeschwindigkeit)
mitgeteilt bekommen.
Insbesondere
kann Paul nicht proaktiv überprüfen, ob Peter schon gemessen hat, denn die
Überprüfung wäre nichts anderes als eine Messung, die bei Peters Karte
eine sofortige Entscheidung bewirken würde, sollte er bis dahin noch nicht
selbst gemessen haben.
Scheinbare Überlichtgeschwindigkeit
kann man übrigens auch "klassisch" erzeugen:
a)
man richtet einen Laserstrahl (oder einfach eine Taschenlampe) in
Richtung Mond, und schwenkt
ihn etwas hin und her. Der (zeitverzögert) auf der Mondoberfläche
eintreffende Lichtstrahl erzeugt einen Lichtfleck, der sich auf der
Oberfläche mit deutlicher Überlichtgeschwindigkeit bewegt.
b)
man schliesse eine entsprechend aufgebaute Schere schnell genug. Der
Berührungspunkt der Klingen wandert mit einer Geschwindigkeit, die nur
vom mechanischen Aufbau der Schere abhängt, und keinen grundsätzlichen
physikalischen Grenzen unterworfen ist.