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Konfidenzintervall bzw. Vertrauensintervall und Zufallsstreubereich

Hier geht es um den vertrauensbereich (von einer Stichprobe ausfgehend)

Die Begriffe Vertrauensintervall bzw. Vertrauensbereich, engl Confidence Interval, CI, und Zufallsstreubereich werden zwar für unterschiedliche  Sachverhalte verwendet, bei genauerem Hinsehen entpuppt sich der Unterschied zwischen Vertrauensbereich und Zufallsstreubereich jedoch als akademisch. Insbesondere wird der Vertrauensbereich seinem Namen nicht gerecht.

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Vorbemerkung:
Vertrauensintervall und Zufallsstreubereich meinen zwar etwas Verschiedenes, bedeuten mathematisch jedoch das Selbe.

Das Vertrauensintervall einer Variablen  zur Wahrscheinlichkeit 90%  ist der Bereich, in den ein Wert derVariablen mit 90% Wahrscheinlichkeit fallen wird. Man geht hier von einer Stichprobe aus und schliesst auf die (unbekannte) Grundgesamtheit. Um beim Beispiel 90% zu bleiben: Das 90% Vertrauensintervall enthält nicht zu 90% den wahren Wert der, denn dieser (zwar unbekannte) Wert liegt ja eindeutig fest und kann nicht Ergebnis eine Zufallsstichprobe sein.

Allerdings hat man in 9 von 10 Fällen recht, wenn man sagt "der wahre Wert liegt in diesem Bereich".
Siehe auch weiter unten in dieser Rubrik: Grundsätzliches zu Vertrauensintervallen.


Der Zufallsstreubereich bedeutet das Selbe, allerdings macht er, ausgehend von einer bekannten Grundgesamtheit, Aussagen über eine Stichprobe.
Die in vorigem Abschnitt beschriebene Problematik existiert in diesem Fall nicht.
Der Verfasser ist der Ansicht, dass man zwischen den beiden Begriffen Vertrauensintervall und Zufallsstreubereich nicht zu unterscheiden braucht, solange der Kontext (also Stichprobe oder Grundgesamtheit) ersichtlich ist. Dennoch wird das Stichwort Zufallsstreubereich in einer separaten Kapitel behandelt, da die Formeln geringfügig unterschiedlich aussehen.


Auch Vertrauensbereich oder Konfidenzintervall genannt. 

Aus Stichproben ermittelte Kennzahlen sind grundsätzlich mit Fehlern behaftet, da man davon ausgehen kann, dass diese sich von den wahren Kennzahlen der Grundgesamtheit unterscheiden. Sie streuen um den "wahren" Wert (welchen man meistens nicht kennt). 

Der Vorteil, die Messresultate mit Hilfe von Vertrauensintervallen anzugeben, liegt darin, dass die Verlässlichkeit der Resultate quantifiziert werden kann.

Korrekterweise ist also immer die Kenngrösse mit ihrem entsprechenden Vertrauensintervall zu einer definierten Wahrscheinlichkeit (zb.90%) anzugeben. 

Diese Wahrscheinlichkeit wird auch statistische Sicherheit genannt.

Asymptotische (oder approximative) Vertrauensintervalle haben die Eigenschaft, dass sie umso genauer sind, je grösser die Stichprobe ist. 

Dies liegt daran, dass asymptotische Vertrauensintervalle mit Hilfe des Gesetzes der grossen Zahlen, des  zentralen Grenzwertsatzes  oder auf Basis einer bestimmten Verteilungsfunktion hergeleitet werden. 

 

Beispiele: 

Weitere asymptotische Vertrauensintervalle: 

 

Vertrauensintervall für

Formel


Mittelwert µ,

Varianz bekannt

einseitig unten  Vertrauensintervall Mittelwert einseitig unten Varianz bekannt µ: "wahrer" Mittelwert der Grundgesamtheit

x1: Stichprobenmittelwert

Z1-a: (1-a)-Quantil der Standardnormalverteilung

einseitig oben Vertrauensintervall Mittelwert einseitig oben Varianz bekannt
zweiseitig Vertrauensintervall Mittelwert zweiseitig Varianz bekannt
Mittelwert µ,

Varianz unbekannt

 

einseitig unten  Vertrauensintervall Mittelwert einseitig unten Varianz unbekannt

µ: "wahrer" Mittelwert der Grundgesamtheit, 

x1: Stichprobenmittelwert

s: Stichprobenstandardabweichung

tf,1-a: (1-a)-Quantil der t-Verteilung

f: Anzahl Freiheitsgrade

einseitig oben Vertrauensintervall Mittelwert einseitig oben Varianz unbekannt
zweiseitig Vertrauensintervall Mittelwert zweiseitig Varianz unbekannt
Varianz s

(Zieht man auf beiden Seiten die Wurzel, so erhält man die entsprechenden Formeln für die Standardabweichung)

einseitig unten  Vertrauensintervall Varianz einseitig unten

s: Stichprobenstreuung

X21-a : (1-a)-Quantil der Chi Quadrat Verteilung

f: Anzahl Freiheitsgrade

einseitig oben Vertrauensintervall Varianz einseitig oben
zweiseitig Vertrauensintervall Varianz zweiseitig
Überschreitungsanteil u einseitig unten  Überschreitungsanteil einseitig oben u1-pu: untere Vertrauensgrenze des Überschreitungsanteils der Grundgesamtheit. 

u1-po: obere Vertrauensgrenze des Überschreitungsanteils der Grundgesamtheit. 

u1-p Überschreitungsanteil der Stichprobe. 

Z1-a: Quantil zur Wahrscheinlichkeit1-a der Standardnormalverteilung

einseitig oben Überschreitungsanteil einseitig unten
zweiseitigÜberschreitungsanteil zweiseitig
MTBF
MTBF Vertrauensintervall
Diese Formel wird hier erklärt.

 

Verbreitete Methoden für die allgemeine Berechnung von (asymptotischen) Vertrauensintervallen sind: 

Grundsätzliches zu Vertrauensintervallen

 

1.

Bei der Ermittlung von Vertrauensintervallen hat man das prinzipielle Problem, dass man die "wahre Welt" nicht kennt, bzw. als einzige Information lediglich die gezogene Stichprobe hat.

Deshalb tut man so, als ob die aus den Stichproben geschätzten Parameter die "wahren" Parameter sind und kehrt das Problem in ein "Zufallsstreubereich-Problem" um.

Für eine beispielhafte Beschreibung zu dieser Problematik siehe die Vertiefung unter Exponentialverteilung.

2. 

Es gibt nicht "DIE" Vertrauensintervalle für ein gegebenes Problem. 

Oft existieren mehrere unterschiedliche  Formeln für ein-und-das-selbe Vertrauensintervall, welche zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. 

Dieser Sachverhalt ist beispielhaft für den Fall der Binomialverteilung in dieser Exceltabelle dargestellt.. 

 

Für eine Exceldatei zur Berechnung von Vertrauensintervallen unter Binomialverteilung mittels Bayes Analyse, siehe hier.

Für eine näherungsweise, aber anschauliche Berechnung des Vertrauensintervallen unter Binomialverteilung siehe das Blatt "VB 0,1%" dieser Exceldatei. 

 

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30.06.2006

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